Es trifft die Falschen
Kolumne
Montag, 6. Mai 2024
Hanauer Anzeiger: "Die FDP plädiert in ihrer „Wirtschaftswende“ für die Abschaffung der Rente mit 63.
Wie stehen Sie zu dem Vorschlag?"
Ich lehne diesen Vorschlag klar ab, weil er die falschen Leute trifft. Das Programm der FDP bedeutet keine beschleunigte Wirtschaftswende, sondern ein Abbau des Sozialstaates. Menschen die mindestens 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben dürfen mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen. Und das ist gut so.
Natürlich ist es lobenswert, wenn Menschen länger arbeiten wollen und dies körperlich auch können. Die Möglichkeit länger zu arbeiten oder auch während der Rente erwerbstätig zu bleiben ist bereits gegeben und durch das Flexirentengesetz geregelt. Es ermöglicht die flexible Kombination zwischen Rente und Hinzuverdienst. Wer in einem Jahr einen Zuschlag von 6% auf seine Rente bekommen möchte, ohne dabei Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu zahlen, kann seine Regelaltersrente verschieben.
Vorschläge, das Renteneintrittsalter zu erhöhen oder die Rente mit 63 abzuschaffen, kommen meistens von Menschen die lange studiert haben und verhältnismäßig spät in das Berufsleben eintreten. Diese können schwer nachvollziehen, was es heißt, seit dem 18. Lebensjahr Vollzeit zu arbeiten.
Menschen in der Pflege oder im Handwerk können in der Regel nicht bis 70 arbeiten. Ein höheres Renteneintrittsalter ist für diese Berufsgruppe eine Rentenkürzung mit Ansage. Das ist mit uns nicht zu machen.
Wir werden in diesem Jahr das Rentenpaket 2 im Bundestag beschließen, welches unser Rentensystem langfristig stützt. Dieses enthält notwendige Reformen wie das Generationenkapital, mit der die Rentenversicherung unabhängiger von den Beiträgen der zukünftigen Generationen wird. Davon profitieren nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Rentner.