Hanauer Anzeiger: "Sollte man in Deutschland angesichts der immer heißer werdenden Sommer die Siesta einführen?"

Die Einführung einer allgemeinen Siesta im Sommer befürworte ich nicht, denn die Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Berufen sind zu unterschiedlich. Viel eher muss der Schutz vor Hitze zum jeweiligen Arbeitsplatz passen.

Ein Angestellter in einem klimatisierten Büro hätte von dieser Regelung nicht viel außer einen deutlich längeren Arbeitstag. Das sorgt auch dafür, dass die allgemeine Siesta in Spanien an Bedeutung verliert und Bewegungen, die sich für eine Abschaffung einsetzen, immer mehr Zulauf erhalten. Viele Angestellte dort, die teils lange Arbeitswege haben, können die lange Mittagspause kaum sinnvoll nutzen. Bei vielen leidet zudem das Privat- und Familienleben mit Kindern unter dem späten Feierabend. Auch der wichtige Schlaf kommt durch den langen Tagesablauf dort statistisch gesehen zu kurz.

Für Beschäftigte, die im freien unter dieser Hitze arbeiten müssen, könnte im Sommer ein früher Arbeitsbeginn in den kühlen Morgenstunden mit einer längeren Mittagspause wiederum sinnvoll sein.

Ich setze in diesem Bereich daher auf individuelle und flexible Lösungen, die der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer anbieten muss. Unser Arbeitsschutzgesetz gibt hier bereits einige gute Leitplanken. Dennoch sehe ich gerade bei der Klimatisierung und Verschattung sowie bei der Lockerung von Kleiderordnungen am Arbeitsplatz noch Verbesserungspotential.
Wichtig bleiben aber Kontrollen, um diejenigen Arbeitnehmer zu schützen, deren Arbeitgeber sich nicht an die Arbeitsschutz-Regelungen halten und damit die Gesundheit ihrer Angestellten gefährden.