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Fünf-Sterne-Bewertung

RATINGAGEMTUREN

Was machen Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten, sodass ihre fristgemäße und vollständige Rückzahlungsbereitschaft eingeschätzt werden kann. Neben den Akteuren selbst bewerten die Ratingagenturen auch ihre Produkte, Instrumente und Forderungen. Dabei erhalten sie von den Agenturen ein Rating, welches sich in der Regel zwischen „AAA“ und „D“ bewegt. Die Noten definieren das Ausfallrisiko des Schuldners, wobei bei „AAA“ das Risiko am geringsten ist und „D“ mit einem Ausfall gleichgesetzt werden kann. Will ein Unternehmen oder ein Staat sich Geld am Kapitalmarkt beschaffen, werden die zu zahlenden Zinsen ebenfalls auch vom Rating der Agenturen abhängig gemacht. Deutschland hat in der Regel das bestmögliche Rating von „AAA“ und kann sich somit am Kapitalmarkt günstig Geld beschaffen.

Sobald sich ein Rating ändert, hat dies auch Auswirkungen auf den gesamten Kapitalmarkt. Als im August 2023 die Ratingagentur Fitch ihr USA Rating von der Bestnote „AAA“ auf das zweitbeste Rating „AA+“ herabstufte, ist bereits der Deutsche Aktienindex (DAX) um 1,4% gesunken. Fitch ist eine der drei großen privaten Ratingagenturen, die eine riesige Marktmacht besitzen. Neben Fitch sind dies Standard & Poor´s Global (kurz S&P) wie auch Moody´s, die alle ihren Sitz in den USA haben.

Image by Anthony Da Cruz

STABILITÄT SICHERN

Durch die Ratings der Ratingagenturen können Marktteilnehmer die Bonität wie auch mögliche Kreditausfälle anderer Teilnehmer beurteilen. Dadurch können riskante Kreditvergaben sowie deren Folgen verhindert werden. Zugleich können Investoren ihre Anlegestrategie anhand der Ratings festlegen. Wichtig ist, dass die Ratingagenturen hierbei objektiv, unabhängig und qualitativ hochwertig arbeiten. Sie unterliegen in Europa der Aufsicht der ESMA (European Securities and Markets Authority) und ihnen kann bei Verstoß gegen die Auflagen ihre EU-Lizenz entzogen werden. Da es sich bei den Ratingagenturen um private unabhängige Akteure handelt, erhalten sie ihre Einnahmen von dem Auftraggeber.

Für die Ermittlung der Ratings orientieren sich die Ratingagenturen an verschiedenen Kriterien. Um die Bonität eines Unternehmens zu bewerten, werden unter anderem die Unternehmensführung, die Bilanz, die Markt- und Wettbewerbssituation, innerbetriebliche Faktoren, das Zahlungsverhalten und die finanzielle Situation betrachtet. Da Unternehmen stark von ihren Lieferanten und ihren Kunden abhängig sind, kann sich ihr Rating stetig ändern. 

Welche Macht Ratingagenturen haben, wird anhand der Finanzkrise 2007/8 deutlich. So wurden Verbriefungen, also das Bündeln von (Teil-) Forderungen in Wertpapiere, die dann am Kapitalmarkt platziert werden, fälschlicherweise mit sehr guten Ratings bewertet. Die Akteure verließen sich auf die Ratings der Agenturen und als die ersten Forderungen nicht zurückbezahlt werden konnten, folgten die ersten Insolvenzen und die Finanzkrise begann.  

Sonnenuntergang in Frankfurt

UNABHÄNGIGER WERDEN

Nach der Finanzkrise 2007/8 wurde der Wunsch nach mehr Ratingagenturen mit Sitz in Europa groß. So wurde seitdem mehrfach versucht, eine Europäische Ratingagentur mit Sitz in den Niederlanden zu gründen. 2013 scheiterte der Versuch endgültig. Aber nicht nur die Abhängigkeit von den USA war eine Motivation für die Gründung einer europäischen Ratingagentur. Sondern auch die Finanzierungsstruktur. Fitch, Moody´s und S&P handeln gewinnorientiert. Sie erstellen vermehrt Ratings, mit denen sie Profit erwirtschaften können. Eine europäische Ratingagentur hingegen sollte nicht gewinnorientiert handeln. 

Auch wenn keine gemeinsame europäische Ratingagentur zustande kam, gibt es ebenso in Europa private Ratingagenturen. Hierzu zählt die 2001 gegründete Ratingagentur Scope mit Sitz in Berlin, die seit letztem Jahr ebenfalls EU-Anleihen bewertet. Trotz dessen ist die Marktmacht der drei großen Ratingagenturen immer noch immens und eine Kontrolle durch die europäischen Aufsichtsbehörden zur Eingrenzung des Einflusses notwendig.

Im Koalitionsvertrag haben wir uns für eine nachhaltigere Finanzierung und die dafür notwendige Bereitstellung nachhaltiger Finanzprodukte entschieden. Klassische Ratingagenturen bewerten oftmals nur ökonomische Kriterien wie Liquidität und Rentabilität. Um nachhaltige Kriterien wie Ressourcenknappheit und Artenvielfalt zu bewerten, möchten wir die Nutzung von ESG-Rating fördern. ESG steht für Enviroment Social Governance und berücksichtigt neben den Umweltfaktoren ebenso Kriterien wie Gesundheit, Sicherheit, Arbeitsbedingungen und Korruption. 

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