HOCHFREQUENZHANDEL
Was zeichnet Hochfrequenz-Handel aus?
Als Hochfrequenz-Handel (HFT) ist ein neues technisches Wertpapiertransaktionsverfahren, bei dem die Transaktionen durch die Berechnung von Algorithmen von sehr schnellen Hochleistungscomputern durchgeführt werden. Es zeichnet sich durch die besonders hohe Anzahl an Eingaben, Änderungen sowie Löschungen von Aufträgen innerhalb von Mikrosekunden aus. Durch den Hochfrequenz-Handel wird die Abwicklung von Transaktionen nicht nur effizienter, sondern durch die schnelle Geschwindigkeit kann ebenfalls innerhalb von Sekunden von kleinen Kursunterschieden profitiert werden.
Laut der Definition des Wertpapierhandelsgesetzes unter Artikel 2 Absatz 44 sind drei Voraussetzungen notwendig, damit bei einem Verfahren von einem Hochfrequenzhandel gesprochen werden kann. Hierzu zählt eine Infrastruktur, die für die Eingabe algorithmischer Aufträge zum Beispiel einen direkten elektronischen Hochgeschwindigkeitszugang vorweist wie auch ein hohes untertägiges Mitteilungsaufkommen. Zudem muss das System in der Lage sein, einen Auftrag ohne menschliche Intervention ausführen zu können.
Hochfrequenzhandel nutzen bevorzugt professionelle spekulative Anleger (Trader) und ist für kleine Privatanleger zu komplex. Beim Hochfrequenz-Handel kann in Millisekunden eine Order eingegeben werden und vom System werden nicht, wie bei einem klassischen Börsenhandel, einzelne Börsen angefragt, sondern sehr viele Börsen zeitgleich. Das System kann zudem die Order in Blitzgeschwindigkeit ausführen, wodurch Kurse gesichert werden. Hochfrequenzhandel bietet auch für Unternehmen eine gute Möglichkeit, den Unterschied zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis ihrer Unternehmensanteile möglichst klein zu halten.
HANDEL IN MIKROSEKUNDEN
Diese Art des Handels wird durch das vom Parlament beschlossene Hochfrequenzhandelsgesetz reguliert. Seit dem berüchtigten „Flash Crash“ an der Wall Street, als im Mai 2010 die Kurse am Aktienmarkt innerhalb weniger Minuten abstürzten und sich kurz darauf wieder erholten, sind nicht nachvollziehbare Kursausschläge immer öfter an der Tagesordnung. Das häufige Misstrauen gegenüber dem schnellen Handel wächst durch die stetig steigende Undurchsichtigkeit. Gewinne und Verluste in Millionen bis zu Milliarden Höhe werden binnen Millisekunden realisiert. Durch die fast ausschließliche Kommunikation zwischen Computern können Fehler am menschlichen Auge vorbeigehen.
Trader kaufen Wertpapiere, halten sie für Millisekunden und verkaufen sie an anderen Börsen direkt wieder. Durch die kurzfristigen Kursunterschiede machen sie Gewinne. Zudem haben sie durch den HFT die Möglichkeit, ein hohes Volumen an Wertpapieren zu erwerben, wodurch ihre Gewinne sich vergrößern können. Der Markt reagiert auf die schnellen Trades rapide und verändert sich.
Durch die hohe Geschwindigkeit und die technologiebasierte Durchführung der Trades ist die Ordernachverfolgung für viele Marktteilnehmer sehr unübersichtlich. Dadurch geht das Vertrauen in den Markt verloren. Durch den HFT zeigt sich auch eine andere Problematik: die Nachverfolgung von Missbräuchen. So gab es bereits Vorwürfe gegenüber Börsen und Hedgefonds, dass sie bevorzugt durch HFT zuerst an Daten gekommen sind, die sie dann als Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern ausnutzten. Dadurch, dass HFT in Millisekunden erfolgt, ist eine Nachverfolgung komplexer als bei klassischen Trades.
FORTSCHRITT MIT KONTROLLE
Da durch den schnellen Handel eine Kontrolle der Transaktionen schwieriger ist, wurde 2018 durch MiFid II die Dokumentationspflicht für Wertpapierhandelsunternehmen festgelegt. So können die Transaktionen regelmäßig von der BaFin überprüft werden. Der Hochfrequenz-Handel ermöglicht eine schnelle und dem Markt entsprechende Abwicklung von Transaktionen, welche durch das Hochfrequenzhandelsgesetz und die MiFid II Regulierungen kontrolliert werden. Das Hochfrequenzhandelsgesetz wurde 2013 verabschiedet und soll besonders Missbräuche und mögliche Gefahren eingrenzen. Zudem wurde vereinbart, dass HFT-Nutzer eine Erlaubnis von der BaFin hierfür benötigen.
Händler, die an einer deutschen Börse Hochfrequenzhandel betreiben möchten, müssen zusätzlich von der Kontrollaufsicht des jeweiligen Bundeslandes, in dem die Börse ihren Sitz hat, beantragen. Die Computer, mit denen der schnelle Handel abgewickelt wird, unterliegen speziellen regelmäßigen Kontrollen.
Obwohl durch den HFT neue Risiken auftreten, ist der Hochfrequenz-Handel für die Zukunft unserer Finanzmärkte unerlässlich. Die Anzahl an Trades, die in Millisekunden durchgeführt werden, kurbeln den Markt an und ermöglichen es Teilnehmern sehr schnell und unkompliziert zu agieren.Damit Deutschlands Finanzmärkte nahezu perfekte Marktbedingungen für alle Teilnehmer darstellen, müssen die Bedingungen für schnelles Handeln durch Algorithmen unterstützt werden und zugleich weiterhin auch reguliert und kontrolliert.