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Deutsche Börse Frankfurt

KAPITALMARKTUNION

Was ist die Kapitalmarktunion?  

Der Europäische Binnenmarkt ist das Herzstück für die wirtschaftliche Integration der Europäischen Union. Die Kapitalmarktunion ist Teil des Binnenmarktes und dient der Vertiefung sowie Stärkung von Kapital und Finanzdienstleistungen. Die Stärkung wirkt im Kern auf drei Ebenen: für Unternehmen, Investoren als auch das Finanzsystem. 

Die Idee einer gemeinsamen Kapitalmarktunion entstand bereits 2014 unter Jean-Claude Juncker, dem damaligen EU-Kommissionspräsidenten. Durch einen gemeinsamen Kapitalmarkt sollte vor allem für mehr Fairness und Wachstum gesorgt werden. Europas Finanzmärkte stärken durch Vereinen stand im Mittelpunkt.

 

Zurzeit hat jeder Mitgliedstaat seinen eigenen Kapitalmarkt mit eigenen Gesetzen, Abläufen und Strukturen. Viele Unternehmen und Investoren in Europa agieren grenzübergreifend, sodass sie sich in den vielen verschiedenen Märkten immer wieder neu orientieren müssen. Daraus folgt, dass viele Unternehmen und Investoren den einheitlichen großen amerikanischen Finanzmarkt bevorzugen. Besonders bei Wachstumsunternehmen, die global agieren, ist erkennbar, dass sie einen Börsengang in anderen Staaten wie den USA bevorzugen. Hierzu zählt unter anderem das deutsche Unternehmen BionTech, die besonders durch die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes bekannt wurden.

Durch den Brexit fehlt der Europäischen Union zudem ein starker Finanzmarktteilnehmer, der nun als Konkurrent der EU auf dem Markt auftrifft. London ist besonders im Bereich der Investitionen für Wachstumsunternehmen immer noch an der Spitze Europas.  

Europäisches Parlament

GEMEINSAMER KAPITALMARKT

Die EU möchte ein gefragter Wirtschaftsstandort bleiben. Hierzu zählt, ein attraktiven Finanzstandort dazustellen, an dem sich sowohl Investoren als auch Unternehmen beteiligen. Dafür brauchen wir Veränderungen in Form der gemeinsamen Kapitalmarktunion - nach innen wie auch außen.

Aktuell sind die Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt für Unternehmen in Europa noch eher unattraktiv. Als Folge finanzieren sich europäische Unternehmen vermehrt über Fremdkapital in Form von Krediten oder Leasing. Ihre Eigenkapitalquote ist dementsprechend niedrig. Um den Unternehmen zu helfen, sich mehr am Kapitalmarkt zu beteiligen und dadurch über Eigenkapital zu finanzieren, sieht die Kapitalmarktunion mehrere Maßnahmen vor. Ziel ist es, besonders kleinen und mittleren Unternehmen wie auch Wachstumsunternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt durch vereinfachte Regularien und niedrigere Anforderungen zu erleichtern. Entscheiden sich die Unternehmen aktiv am Kapitalmarkt teilzunehmen, können sie ihre Eigenkapitalquote erhöhen und dadurch mehr Stabilität, Sicherheit und Unabhängigkeit bekommen. Ihr Insolvenzrisiko sinkt. Zudem können Investoren sich an den Unternehmen beteiligen. Die Europäische Kapitalmarktunion würde somit die Finanzstabilität innerhalb der EU deutlich verbessern.

Zurzeit sind Privatanleger auf den europäischen Kapitalmärkten eher weniger auffindbar. Dies liegt besonders an dem mangelnden Vertrauen und dem fehlenden Wissen. Durch die Vollendung des Kapitalbinnenmarktes sollen neben der Erweiterung des Kapitalmarktangebotes ebenso die Transparenz, die Verbraucherschutzregelungen und das Informationsangebot gestärkt werden, sodass mehr private Anleger in Europa für ihren Wohlstand vorsorgen.  

Steuerberater/in

DIE WIRTSCHAFT STÄRKEN

Um die gemeinsame Kapitalmarktunion und dadurch unsere Finanzmärkte und Wirtschaft in der EU zu stärken, sind verschiedene Maßnahmen notwendig. 2015 wurde bereits der erste Aktionsplan mit verschiedenen Maßnahmen von der Europäischen Kommission veröffentlicht. 2020 folgte der zweite Aktionsplan, in dem der Zeitplan für die verschiedenen Gesetzespakete vorgegeben ist. Denn die Umstellung auf eine gemeinsame Kapitalmarktunion braucht Zeit und muss Schritt für Schritt angegangen werden.

Durch den ersten Aktionsplan von 2015 wurde bereits 20 Maßnahmen umgesetzt. So wurden unter anderem die Kapazitäten von Bankenbilanzen für zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten freigemacht und Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen bereits zum Teil erleichtert.

Der zweite Aktionsplan folgte 2020 mit weiteren 20 Maßnahmen, die anschließend in Pakete unterteilt wurden. wobei die ersten beiden Maßnahmenpakete 2021 und 2022 vorgestellt wurden. Im zweiten Aktionsplan wurden diese drei Hauptziele benannt: die weitere Erleichterung von Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen besonders mit dem Fokus einer mehr grünen und digitalen wie auch widerstandsfähigeren EU. Des Weiteren sollen Privatanleger noch sicherer langfristig sparen und investieren können und die Hindernisse zur Integration der nationalen Kapitalmärkte weiterhin eingegrenzt werden. Denn für die Vollendung der Kapitalmarktunion gibt es zwei große Hürden, die es zu überwinden gilt. Dies ist zum einen ein gemeinsames Insolvenzrecht wie auch die Besteuerung. Mit dem zweiten Aktionsplan sollen die Grundsteine für die Harmonisierung des Steuerrechts und Insolvenzrechts gelegt werden. Denn ohne die Angleichung aller Maßnahmen wird die Kapitalmarktunion nie vollendet und die Mitgliedstaaten können nicht den vollen Nutzen erhalten.  

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